Text zu dem Bild "Tränen" (Das Mädchen in der Wasserwelle) 120 x 125 cm, Öl auf Leinwand
2010
"O mihi praesteritos referat si Juppiter annos“. (Oh wenn Juppiter mir doch verflossenen Jahren zurückgäbe!) (Virgil "Aeneis" VIII, 560´). In dieser Klage an Jupiter verbirgt sich die Erkenntnis, dass die Anrufung vergeblich ist: kein Gott gibt uns die verflossenen Jahre zurück. Diese Klage um die bereits gelebten Zeiten und unwiederbringlichen Jahre des eigenen Lebens ist die sämtliche Stellungnahme des Menschen zu sich selbst, zu seiner eigenen Entwicklung und Geschichte. Es wird die Lebensspanne der Vergangenheit zurückgewünscht, weil sie verändert und angereichert werden soll um etwas, das in ihr als ein solches noch nicht enthalten ist. Eine solche Wahrnehmung „versäumter Vergangenheit“ kann den Menschen in der konsequenten Weise unglücklich und melancholisch machen.
Diese schmerzhafte Empfindung, die Sehnsucht nach Rückkehr zum Verlorenen und die Heimweh nach dem Kindheitsparadies habe ich in der Wasserspiegelung eines Kindesgesichtes visualisiert. Das Bild, als eine unkörperliche Illusion, ein Simulakrum, der Schatten eines Bildes, steht kurz vor dem "Nichts". Wie unklar, zerbrechlich und unwirklich die Vision am Grund des Wassers ist. Jeder Hauch des Windes wird das Bild Halluzination hervorrufend zerstreuen. In diesem Moment verweilt sich kein haltbarer Gedanke, sondern ein augenblickliches Gefühl zieht sich flüchtig vorüber. Die schönsten Augenblicke des Lebens und des Daseins steigen und versinken wieder wie eine liebliche Kurve des Feuerwerkes in der Sommernacht. Liebenswert und schön sind alle, die derart vorgeführt werden, dass die Nahe auf die Ferne kommt und dann das Ganze sich ins Unbestimmte wieder verliert.
Cecily Park